Eigene Gesundheitsdaten souverän handhaben

Universität Bremen (28.08.2020) –

Sportuhren, Fitness-Tracker und Smart Watches erfassen sensible persönliche Daten. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Technologie-Zentrums Informatik und Informationstechnik (TZI) der Universität Bremen beteiligen sich an einem Forschungsverbund, der neue Wege sucht, um Menschen den selbstbestimmten Umgang mit ihren digitalen Daten zu ermöglichen.

Die Vermessung der eigenen Gesundheit zählt aktuell zu den großen gesellschaftlichen Trends. Fitness-Tracker, Sportuhren und Smart Watches haben sich in den vergangenen Jahren stark verbreitet. Sie kombinieren Werte wie die Herzfrequenz, das Gewicht und verschiedene Bewegungsdaten, um den Anwendern bei der Führung eines gesunden Lebensstils zu helfen.

Diese Geräte – sogenannte Wearables – machen es ihren Nutzerinnen und Nutzern jedoch oft schwer, die Verwendung ihrer Daten zu verstehen und die passenden Datenschutzeinstellungen vorzunehmen. Die Arbeitsgruppe Mensch-Technik-Interaktion vom Technologie-Zentrum Informatik und Informationstechnik (TZI) der Universität Bremen entwickelt daher jetzt gemeinsam mit Partnern neue Technologien, die für Transparenz sorgen und einen souveränen Umgang mit den eigenen Daten ermöglichen sollen.

Endgeräte erlauben Zusammenführung von Daten in Nutzerprofilen

„Über die Selbst-Quantifizierung des persönlichen Verhaltens führen diverse Endgeräte und Plattformen persönliche Daten zusammen und bieten die Möglichkeit, ein komplexes Profil der Nutzenden und ihrer Umgebung zu erstellen“, erklärt Johannes Schöning, Professor für Mensch-Computer-Interaktion am TZI. „Bei den Daten, die durch Wearables erhoben werden, handelt es sich oft um sensible biometrische Gesundheitsdaten, deren Weitergabe und Verarbeitung nicht im Nachhinein geändert werden kann. Entsprechend hoch ist der Bedarf an einer Grundlage für die erleichterte, reflektierte Entscheidungsfindung zur Verwendung dieser Daten.“

Es gibt bereits Bestrebungen, Einverständnis- und Datennutzungserklärungen statisch zu bebildern, um sie besser verständlich zu machen. Das Projekt InviDas (Interaktive, visuelle Datenräume zur souveränen, datenschutzrechtlichen Entscheidungsfindung) geht einen Schritt weiter und erforscht interaktive Darstellungen, um Einverständnis- und Datennutzungserklärungen verständlich und erlebbar zu machen. Dabei werden drei Methoden eingesetzt: Infografiken, Gamification (spielerisches Lernen) und In-Situ Visualisierung – letzteres beschreibt beispielsweise Infografiken, die mit Hilfe von Augmented Reality (erweiterte Realität) in den Raum projiziert werden, um Datenflüsse anschaulich darzustellen.

Im konkreten Anwendungsfall der Wearables soll unter Zuhilfenahme verschiedener Datenvisualisierungen auf einen Blick dargestellt werden, wie umfangreich ein Datenprofil der Person ist, welche Rückschlüsse beispielsweise auf Krankheiten gezogen werden können und welche Akteurinnen und Akteure auf bestimmte Daten zugreifen können. Bisher existieren solche Nutzerprofil-Repräsentationen nur in nüchterner Textform, was die Interaktionsmöglichkeiten begrenzt.

TZI mit zwei Projekten im BMBF-Förderprogramm vertreten

Die Arbeitsgruppe Mensch-Technik-Interaktion bringt in das Projekt die umfassende Erfahrung in der Gestaltung, Entwicklung und Evaluierung von Benutzerschnittstellen sowie in der Datenvisualisierung ein. Weitere Projektpartner sind die Gesellschaft für Informatik (Verbundkoordinator), die RWTH Aachen, die Garmin Würzburg GmbH, die Stiftung Digitale Chancen und die Otto-Friedrich-Universität Bamberg.

Das Projekt läuft bis April 2023 und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Programms „Technik zum Menschen bringen“ mit insgesamt 1,82 Millionen Euro gefördert. Im gleichen Förderprogramm ist das TZI bereits mit dem Projekt „UsableSec@Home“ vertreten. Dort geht es um den Schutz vor Sicherheitslücken im Smart Home.

Weiterere Informationen:
www.technik-zum-menschen-bringen.de/projekte/invidas
www.tzi.de
www.uni-bremen.de

Über die Universität Bremen:
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Universität Bremen,
Prof. Dr. Johannes Schöning

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